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Programm Neue Ansätze kritischer Geovisualisierung

Workshop vom 25. bis 27. April 2024, Halle (Saale)

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle – Campus Design

Neuwerk 7

Donnerstag, 25. April    

12:30 Begrüßung, Vorstellungsrunde und Einführung

13:30 — 15:30 Präsentationen

Sarah Klosterkamp: CityWalks – Eine geovisuelle Erkundungstour zum Thema Wohnen und Verdrängung in deutschen Großstädten

Hannah Schnelle: Vermachtete Wohnwirklichkeiten kartieren – Kritisches Kartieren als Ansatz einer feministisch-geographischen Forschungspraxis im Wohnraum

Ricardo Paris: Unraveling Territorial Dynamics: Limitations and Potentialities of Geo-ethnography and Critical Remote Sensing for Territorializing Development Pathways in Rural Africa

Kaffeepause

16:00 — 18:00 Workshops

Ester Scheck, Florian Ledermann: Exploring the gender mapping gap

Paul Schweizer, Katrin Singer: Kritische Kartographie lehren?

19:00  Gemeinsames Abendessen

Freitag, 26. April

ab 08:30 Kleines Frühstück

09:00 — 11:00 Präsentationen

David Bauer, Kateřina Marečková, Ludwig Thanhäuser: Atomic Urbanism

Iaroslav Boretskii, Mela Žuljević: KonKoop – Visualising Conflict and Cooperation in Eastern Europe

Benedikt Orlowski: Jeder Baum zählt? – Kritisches (Fern-)erkunden im Kontext amtlicher Grünflächenstatistik

Kaffeepause

11:15 — 12:35  Präsentationen

Sylvana Jahre, Antonie Schmiz: Subjective Mapping of Urban Spaces

Dominik Kremer, Blake Walker: Counter-Modellings als Methode zur systematischen Hinterfragung von Geovisualisierungen in Forschungsprojekten

Mittagspause

14:00 — 16:00 Workshops

Zainab Marvi: Speculative Mapping

Studiengruppe Informationsdesign / Innenarchitektur (BURG),

Sandy Kaltenborn, Anna Unterstab, Jacobo Cuesta Wolf, Johanna Padge, Matthias Görlich, Klaus Michel: Hallo Neustadt?!

ab 18:00 Studiengruppe Informationsdesign: Ausstellung und Posterpräsentationen

Samstag, 27. April

ab 09:30 Kleines Frühstück

10:00 — 12:00 Präsentationen

Christine Richter: WO wandelt‘s sich im Strukturwandel?

Yannick Ecker, Marius Wecker, Maximilian Lukowsky: Critical Cartographies of the Computational City. Rethinking counter-narratives to platformization of food-delivery using web-scraped data

Nelo Schmalen: Hands on: postkoloniale Analyse urbaner Strukturen in Amsterdam

12:00 Abschluss und Ausblick

DFG-Förderung für Forschungsprojekt: Auf der Suche nach einer engaged cartography – Materialitäten und Praktiken kollektiven kritischen Kartierens

Informationen: Prof. Dr. Boris Michel und Paul Schweizer

Debatten der kritischen Kartographie haben seit den 1990er Jahren ein Kanon gängiger Kartenkritik, Kartendekonstruktion und kritischer Analysen kartographischer und kartierender Praxis entwickelt. Zugleich entstanden vielfältige Formen kritisch-kartierender Praxis in Wissenschaft, Kunst, Bildungsarbeit und politischer Intervention. Seit den 2000er Jahren findet zudem eine bemerkenswerte Ausweitung der Beteiligung an kartographischer Produktion statt – nicht zuletzt angestoßen durch neue technische Möglichkeiten und den Abbau von Zugangshürden. Partizipatives Kartieren ist heute ein fester Bestandteil sowohl staatlicher als auch von zivilgesellschaftlichen Initiativen angestoßener Beteiligungsprozesse in unterschiedlichen Kontexten weltweit. Allerdings bleibt hierbei eine detaillierte Herleitung und Reflexion der spezifischen Kartierungsmethoden und Gestaltungsmittel meist aus. In der kritischen Auseinandersetzung mit dem Begriff der Partizipation erscheint dies insbesondere insofern als problematisch, als die durch Kartographie versprochene “Partizipation” damit Gefahr läuft, instrumentalisiert und zum bloßen Branding-Werkzeug zu werden. Hier setzt das vorliegende Forschungsprojekt an, indem es die Kritik am Partizipationsbegriff und den gängigen Methoden partizipativen Kartierens aufgreift und einer systematischen Analyse unterzieht. Gegenüber dieser Kritik wird hier auf einen an Debatten um Dekolonialität und kritische Pädagogik anschließenden Partizipationsbegriff zurückgegriffen, der insbesondere auf bell hooks engaged pedagogy aufbaut. Mit diesem wird Kartieren im Sinne der Aktionsforschung als Prozess kollektiver Wissensproduktion konzipiert. Ziel des Projekts ist es, in unterschiedlichen empirischen Anwendungen Kartierungsmethoden und Gestaltungsmittel zu entwickeln, die dem Anspruch einer dekolonial-kritischen kollektiven Kartographie – engaged cartography – entsprechen. Das Projekt greift Forderungen die neue Vielfalt an Kartierungskontexten, -stilen und -techniken empirisch zu untersuchen auf, indem es die Methoden und Gestaltungsmittel kollektiven kritischen Kartierens in einer multi-sited-Aktionsforschung in aktivistischen, künstlerischen und Bildungskontexten in drei Fallstudien (in Porto Alegre, Basel und Neapel) begleitet und analysiert. Damit trägt es sowohl zu Diskussionen um Methoden kritischen Kartierens als auch zu Debatten um partizipative Forschung, künstlerisch-kreative Methoden, transformative Bildung und dekoloniale Wissensproduktion in der Geographie bei. Während bisherige Forschungen einzelne spezifische Kartierungsmethoden und Gestaltungsmittel empirisch erproben und diskutieren, steht eine systematische Untersuchung unterschiedlicher Methoden und Werkzeuge partizipativer und kollektiver Kartierung bisher noch aus. Diese Lücke zu schließen, ist Ziel des dieses Forschungsprojekts.

DFG-Förderung für Forschungsprojekt: Open geospatial data at the intersection of digital commoning, digital humanitarianism, and digital capitalism

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert ein neues Forschungsprojekt im Schnittfeld von Politischen und Digitalen Geographien am Institut für Geographie der FAU und dem Institut für Geographie und Geowissenschaften der MLU.

Informationen: Prof. Dr. Georg Glasze (FAU) & Prof Dr. Boris Michel (MLU)

Das Projekt “Open geospatial data at the intersection of digital commoning, digital humanitarianism, and digital capitalism: Transformations and tensions in OpenStreetMap” beschäftigt sich mit Transformationsprozesse und Spannungen im Bereich von offenen Geodaten, digitalen Gemeingütern (digital commons) und volunteered geograpphic information. Es untersucht die wachsende Rolle von kommerziellen Plattformen und humanitären Akteuren in OpenStreetMap (OSM).

Das Forschungsprojekt geht von der Prämisse aus, dass ein Spannungsverhältnis besteht zwischen dem Ethos von OSM als einem Projekt, das auf lokalem Wissen und Praktiken des digitalen Commoning aufbaut und den Bedenken gegenüber distanzierten und daten-extraktivistischen Praktiken institutioneller Akteure andererseits. Diese Bedenken werden insbesondere von dekolonialen und feministischen Stimmen innerhalb der OSM-Gemeinschaft geäußert und werfen Fragen zur Macht der Kartographie sowie zu organisatorischen Fragen der Partizipation, Polyphonie und Datensouveränität auf.

Die beiden Fallstudien im Projekt fragen nach der sich verändernden Produktion und Nutzung von geographischem Wissen in OSM, den Interaktionen, Überschneidungen und Konflikten zwischen den verschiedenen Gruppen von Akteuren und der veränderten Governance von OSM an der Schnittstelle zwischen digitalem commoning, digitalem Humanismus und digitalem Kapitalismus.

Das Forschungsprojekt hat drei Ziele:

  1. Daten: Analyse der sich verändernden Produktion und Nutzung von geographischem Wissen in OSM.
  2. Akteure: Beschreibung von Interaktionen, Überschneidungen und Konflikten zwischen den verschiedenen Gruppen von Akteuren in OSM.
  3. Governance: Untersuchung der sich verändernden Governance von OSM an der Schnittstelle zwischen digitalem Commoning, digitalem Humanismus und digitalem Kapitalismus.

Diese Ziele werden in zwei sich ergänzende Fallstudien bearbeitet:

  • Fallstudie A konzentriert sich auf die Strategien und Politiken der wichtigsten institutionellen Akteure in OSM (kommerzielle Akteure wie Meta und Microsoft, die neu gegründete Overture Maps Foundation sowie das humanitäre OSM-Team). Von besonderem Interesse sind die Beziehungen, Konflikte und Spannungen zwischen diesen institutionellen Akteuren und zentralen Akteuren der OSM-Gemeinschaft. Angesiedelt ist diese Fallstudie am Lehrstuhl für Kulturgeographie und Politische Geographie an der FAU Erlangen-Nürnberg (AG Glasze).
  • In der Fallstudie B werden die praktischen Interaktionen zwischen lokalen communities und institutionellen Akteuren auf lokaler Ebene untersucht. Sie konzentriert sich auf die Philippinen, einen Ort, an dem lokale OSM-communities mit Akteuren und Konzepten des digitalen Plattformkapitalismus und des humanitären Sektors in spannungsreicher Interaktion stehen. Diese Fallstudie ist angesiedelt an der Professur für Digitale Geographie der MLU Halle-Wittenberg (AG Michel).

Call for Participation: Neue Ansätze kritischer Geovisualisierung

Workshop

Neue Ansätze kritischer Geovisualisierung

25.4.-27.4.2024 / Halle (Saale)

Karten und Geovisualisierungen sind wirkmächtige Vermittlungsinstanzen zwischen Räumen, Orten, Menschen und Dingen, die unsere Wahrnehmung und unseren alltäglichen Umgang mit unserer Umwelt beeinflussen. Ansätze des kritischen Kartierens und der Critical GIS analysieren und reflektieren diese Rolle und arbeiten heraus, wie Karten und Geovisualisierungen zu Instrumenten der Herstellung spezifischer sozialer Wirklichkeiten werden. Gleichzeitig entstehen alternative Ansätze und neue Formen geo-graphischer Wissensproduktion, die unter Counter Mapping, Platial GIS, Place-based GIS und Spatial Humanities gefasst werden können. Damit geht eine produktionsseitige Öffnung oder gar Demokratisierung einher: Aktivist*innen, Gestalter*innen, Journalist*innen, Künstler*innen erstellen heute Karten und Geovisualisierungen, um neue Sichtbarkeiten, alternative Zugänge und gegenhegemoniale Weltbilder zu entwerfen. Häufig unterlaufen sie dabei tradierte Weisen geographischer Wissensproduktion und Weltbeschreibung, um etablierte Strategien der Weltaneignung herauszufordern und andere Darstellungsformen zu entwickeln. Ein solches „Kritisches Geovisualisieren“ kann daher als Versuch beschrieben werden, im Wissen um die soziale und politische Situiertheit der Produktion von Karten und Geovisualisierungen, reflexive geo-graphische Praktiken zu entwickeln, in denen mit partizipativen, narrativen und digitalen Ansätzen sowie mit alternativen Formen der Wissensvermittlung experimentiert und gearbeitet wird.

Anschließend an den Workshop „Kritischen Kartieren sozialer Wirklichkeiten“ im Jahr 2022 laden wir nun erneut zu einem Workshop nach Halle ein. Unter dem Titel „Neue Ansätze kritischer Geovisualisierung“ möchten wir unterschiedliche Perspektiven und Ansätze zusammenführen, die einerseits die Macht der Karten und Visualisierungen herausfordern und andererseits neue Formen geo-graphischer Wissensproduktion entwerfen. Wir interessieren uns für Beiträge und Projekte an den Schnittfeldern von Kritischer Kartographie, kritischen data studies und gestalterisch-künstlerischer Forschung. Damit zielen wir darauf, Ansätze, Verfahren und Diskussionszusammenhänge ins Gespräch zu bringen, die bisher vielfach getrennt verhandelt werden. Wir freuen uns daher besonders (aber nicht ausschließlich) über Einreichungen aus Geographie, Design und Kunst, Kultur- und Medienwissenschaften sowie benachbarter Felder, die sich mit folgenden Themen beschäftigen: 

  • Chancen und Herausforderungen von qualitative GIS
  • Wissensproduktion durch digitale Forensik und Critical Remote Sensing
  • Neue Formen der Geovisualisierung aus Platial GIS und Place-based GIS
  • Geonarrationen und geographical imagination systems
  • Gestaltersiche Aspekte der Geodatenvisualisierung
  • Storytelling mit Geodaten
  • Geodatenvisualisierung als gestaltersich-künstlerische Forschung
  • partizipative und kollaborative Ansätze geographischer Wissensproduktion
  • Neuere Ansätze der geovisuellen Modellierung aus den Spatial Humanities
  • Counter Mapping und Counter-Visualisierung
  • Multi-modale und multi-temporale Formen kritischer Geodatenvisualisierung

Einreichungen können dabei sowohl stärker anwendungsorientiert als auch eher epistemologisch sein und/oder sich mit der Auseinandersetzung bestehender (kritischer) Geodatenvisualisierungen befassen. Neben klassischen Paper-Präsentationen sind wir insbesondere an Workshopformaten und hands-on Beiträgen interessiert. Einreichungen sind sowohl in deutscher als auch englischer Sprache möglich. Wir freuen uns auch über Einreichungen, die im Kontext von Seminar-, Master- oder Doktorarbeiten entstanden sind und möchten Nachwuchswissenschaftler*innen eine Plattform für die interdisziplinäre Vernetzung anbieten.

Der Workshop findet vom 25.-27.04.2024 in Halle (Saale) statt und wird gemeinsam von Pablo Abend (Burg Giebichenstein Kunsthochschule), Boris Michel, Nora Küttel (beide Universität Halle), Finn Dammann (FAU Erlangen-Nürnberg), Lea Bauer (Universität Leipzig) und Francis Harvey (IfL) organisiert.

Wir freuen uns über Beitragsvorschläge (Abstracts ca. 250 Wörter + Kurzbiografie) bis zum 10.01.2024 an kritvis@burg-halle.de.

Interuniversitäre Online-Ringvorlesung „Strukturwandel, Transformation und Planung“, Wintersemester 2023/24

Organisatorisches

Die Ringvorlesung findet vom 17. Oktober 2023 bis zum 30. Januar 2024, jeweils dienstags, von 16:30 bis 18:00 Uhr statt. Die Veranstaltung steht allen Interessierten offen.

Die Teilnahme erfolgt online (Webex) über den folgenden Link:
https://b-tu.webex.com/b-tu/j.php?MTID=m60aa2c81736b903130c8779e43a29404

Programm der Ringvorlesung

Nr.TerminReferent*in und Thema
117.10.2023Gemeinsame Einführung durch BBSR, BTU, MLU, RWTH
224.10.2023Dr. Cordelia Polinna (Institut für Resilienz im ländlichen Raum): „Aus Lausitz wird WOWsitz – Ansätze für die Transformation einer Region“ (Moderation: Prof. Dr. Ludger Gailing, BTU Cottbus-Senftenberg)
307.11.2023Dr. Verena Balz (TU Delft): „Democratising jUst Sustainability Transitions (DUST)“, (Moderation: Prof. Dr. Ludger Gailing, BTU Cottbus-Senftenberg)
414.11.2023Dr. Anika Noack & Tamara Schaal-Lagodzinski (BBSR): „Angewandte Forschung zur Transformation von Braunkohleregionen. Beispiele des Strukturwandels im Lausitzer Revier“ (Moderation: Dr. Matthias Naumann, BBSR)
521.11.2023Dr. Mareike Pampus (MLU Halle-Wittenberg): „Krokodile, Kohle & künstliche Seen: mehr-als-menschliche Geographien der Bergbaufolgelandschaft“ (Moderation: Dr. Nora Küttel, MLU Halle-Wittenberg)
628.11.2023Dr. Amy Walker (MLU Halle-Wittenberg): „(Un)Just Coal Transitions: Community, Heritage, and Sacrifice Zones in South Wales and Mitteldeutschland, Germany“ (Moderation: Dr. Nora Küttel, MLU Halle-Wittenberg)
705.12.2023Prof. Dr. Andrew Curley (University of Arizona): „Carbon Sovereignty: Coal, Development, and Energy Transition in the Navajo Nation“ (Moderation: Prof. Dr. Boris Michel, MLU Halle-Wittenberg)
812.12.2023Prof. Dr. Markus Wissen (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin): „Imperiale Lebensweise und die Transformation der Automobilität“ (Moderation: Dr. Matthias Naumann, BBSR)
919.12.2023Dr. Andrea*s Exner (Universität Graz): „Regionale Transformationen demokratisch gestalten: Potenziale und Probleme alternativer Ökonomien“ (Moderation: Dr. Matthias Naumann, BBSR)
1009.01.2024Prof. Dr. Heike Radvan (BTU Cottbus-Senftenberg): „Extrem rechte Mobilisierungen im Transformationsprozess der Lausitz. Herausforderungen und mögliche Antworten“ (Moderation: Prof. Dr. Ludger Gailing, BTU Cottbus-Senftenberg)
1116.01.2024Prof. Dr. Peter Letmathe (RWTH Aachen): „Controlling von Transformationsprozessen“ (Moderation: Prof. Dr. Agnes Förster, RWTH Aachen)
1223.01.2024Prof. Dr. Agnes Förster (RWTH Aachen): „Strukturwandel Planen und Gestalten aus einer Mehrebenenperspektive“ (Moderation: Dr. Matthias Naumann, BBSR)
1330.01.2023Prof. Philipp Krass (berchtoldkrass space&options): „Raumbilder für Regionen im Strukturwandel“ (Moderation: Prof. Dr. Agnes Förster, RWTH Aachen)

Kurzbeschreibung

Die sozial-ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft stellt Städte und Regionen vor umfassende und vielfältige Herausforderungen. Ökonomische Sektoren stehen vor einem Umbruch, bisherige Infrastrukturen und Formen der Landnutzung, aber auch Alltagspraktiken werden zunehmend hinterfragt. Dies ist in besonderem Maß in ehemaligen Braunkohleregionen der Fall, in denen der Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung eine Neuausrichtung der Regionalentwicklung erforderlich macht. Die Bewältigung des Strukturwandels hin zu einer post-fossilen Wirtschaftsweise bedeutet eine Querschnittsaufgabe, gerade auch für die Raumentwicklung und -planung.

Die Ringvorlesung greift diese Herausforderungen vor dem Hintergrund der Erfahrungen des Ausstieges aus der Braunkohlenutzung in der Lausitz, im Mitteldeutschen und Rheinischen Revier auf und diskutiert die folgenden Fragen:

  1. Was sind konzeptionelle Ansätze, um räumlichen Strukturwandel wie auch dessen Bewältigung zu verstehen und ggf. auch zu unterstützen? Welche Einsichten liefern verschiedene wissenschaftliche Fachdisziplinen für ein Verständnis der Umbrüche in Braunkohleregionen?
     
  2. Welche empirischen Befunde gibt es zu den Auswirkungen des Strukturwandels in Braunkohleregionen und darüber hinaus? Welche Narrative und Utopien liegen regionalen Transformationen zu Grunde und wie werden dabei unterschiedliche Interessen ausgehandelt?
     
  3. Welche praktischen Ansätze gibt es, den Strukturwandel zu gestalten? Welche Anregungen können hierbei Erfahrungen aus dem Ausland liefern? Wie kann ein Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis gelingen, welche Rolle können Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen im Strukturwandel spielen?

Zu diesen Fragen tragen Referent*innen aus verschiedenen Regionen, Wissenschaftsdisziplinen und der Praxis vor. Die Ringvorlesung dient dabei der Vernetzung nicht nur zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen in den Regionen sowie der Ressortforschung des Bundes, sondern auch dem Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis.

Die Ringvorlesung wird organisiert von Prof. Dr. Ludger Gailing (Fachgebiet Regionalplanung, Brandenburgische Universität Cottbus-Senftenberg), Dr. Matthias Naumann (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Cottbus), Dr. Nora Küttel und Prof. Dr. Boris Michel (Institut für Geowissenschaften und Geographie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) und Prof. Dr. Agnes Förster (Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen).

Antrittsvorlesung

Die Naturwissenschaftliche Fakultät III lädt zu öffentlichen Antrittsvorlesungen am

Dienstag, den 18. Juli 2023, 15:15 Uhr,

in den Hörsaal „Geologie“, HS 3 0.21, Von-Seckendorff-Platz 3,

ein.

Frau Prof. Dr. Anne-Kathrin Lindau

spricht zum Thema

„Zwischen globalen Krisen und großer Transformation – Bildung für nachhaltige Entwicklung als Perspektive der Geographiedidaktik?“

Der Wissenschaftsbereich Geographiedidaktik unterstützt das Schulfach Geographie, das darauf abzielt, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, den Planeten Erde als Lebensgrundlage des Menschen in seiner Einzigartigkeit, natürlichen und kulturellen Vielfalt und Vulnerabilität zu begreifen und verantwortungsvoll raumbezogen zu handeln. Die Antrittsvorlesung beleuchtet den Arbeitsbereich der Geographiedidaktik unter besonderer Perspektive von Bildung für nachhaltige Entwicklung und diskutiert anschließend exemplarisch das Konzept Wildnisbildung als Ansatz einer transformativen geographischen Bildung.

und

Herr Prof. Dr. Boris Michel

zum Thema

„Soziale Geographien von Geodaten. Digitale Geographie als Perspektive auf sozio-technische Assemblagen der digitalen Transformation“

Der Vortrag stellt Digitale Geographie als sozialwissenschaftliche Perspektive auf die Geographien der digitalen Transformation vor. Digitale Geographie wird dabei als ein geographischer Beitrag zum interdisziplinären Feld der Science and Technology Studies verstanden. Der Vortrag stellt exemplarisch ein Forschungsprojekt vor, das sich mit sozialen und politischen Dimensionen der Produktion digitaler Geodaten am Beispiel von OpenStreetMap beschäftigt.

Interessenten sind herzlich eingeladen.

CfP: Workshop “Geographien von Open Collaboration und Digital Commons”

07. Dezember 2023 – 08. Dezember 2023, Erlangen

Einladung und Call for Papers – Vorschläge für Diskussionsbeiträge können bis 18. Juni eingereicht werden

Die Auseinandersetzung mit offenen und kollaborativen Organisationsformen, die auf die gemeinschaftliche Herstellung und Nutzung von Wissen und weiteren Gütern zielen, erlebt einen Aufschwung. So wird spätestens seitdem die US-amerikanische Umweltökonomin Elinor Ostrom 2009 für ihre Arbeiten zu „Allmende-Gütern“ mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, vielfach diskutiert, ob Allmenden Auswege aus den Krisen der kapitalistischen Moderne eröffnen können, in dem sie mehr Partizipation, mehr (globale) Gerechtigkeit und mehr Schutz von Ressourcen ermöglichen. Gleichzeitig hat die digitale Transformation zahlreiche neue Projekte einer offenen Zusammenarbeit ermöglicht (prominent bspw. Wikipedia, OpenStreetMap, Sensorica, FabCity, kommunale Projekte wie die Barcelona Data Commons). Diese sind oftmals als Projekte angelegt, die alternative gesellschaftliche Entwicklungspfade eröffnen wollen. Teilweise wird offene Kollaboration hier aber auch in erster Linie als effiziente und ggf. innovationsfördernde Organisationsform gefasst, die in etablierte ökonomische und geoökonomische Logiken integriert ist. Vielfach verschneiden und überlagern sich diese Ansätze.

Die Institute für Geographie der Universitäten Erlangen-Nürnberg und Halle-Wittenberg laden gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Länderkunde zu einem Workshop nach Erlangen ein, der konzeptionelle Perspektiven auf, sowie vor allem auch die Geographien von „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ diskutiert. Eingeladen sind konzeptionell oder empirisch ausgerichtete Vortragsvorschläge, die beispielsweise an folgenden Fragestellungen ansetzen:

Fragen nach den Geographien:

  • Wie verhalten sich in Projekten der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ Offenheit und Vernetzung zu Abgrenzungen und Regionalisierungen?
  • Welche Geographien werden mit diesen Projekten damit konstruiert? So lässt sich beispielsweise fragen, wie Projekte der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ in geoökonomische Ansätze technologischer bzw. digitaler Souveränität bzw. in Ansätze regionaler Entwicklung bzw. Wirtschaftsförderung eingebettet werden.
  • In welchen geographischen, sozioökonomischen und politischen Kontexten sind Projekte der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ erfolgreich?
  • Welche Konzepte von „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ wurden und werden in de/post-kolonialen Kontexten entwickelt, aufgegriffen und transformiert? Welche alternativen Räume (re-)produzieren Projekte einer „Digital Commons“ im globalen Süden und wie grenzen sich diese gegenüber den profitorientierten Prozessen des Datenextraktivismus ab?

Fragen nach der konzeptionellen Abgrenzung:

  • Wie können Konzepte der „Open Collaboration“, „Digital Commons“, „Data Commons“, „FLOSS“, „Commons-based Peer Production“, „Innovation Communities“ usw. sinnvoll differenziert oder zusammengebracht werden?
  • Welche konkreten Projekte können mit diesen Konzepten besser beschrieben und konzeptionell gefasst werden?
  • Wie sind Projekte der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ in etablierte ökonomische Strukturen und Zielvorstellungen eingebunden – bzw. grenzen sich von diesen ab?

Fragen nach Organisations- und Entscheidungsstrukturen:

  • Wie sind Kooperations- und Entscheidungsstrukturen in Projekten der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ räumlich und sozial organisiert?
  • Wie transparent sind Entscheidungsstrukturen? Welche Machtverhältnisse können beobachtet werden?
  • Wie nachhaltig sind die Organisationsstrukturen der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“?

Fragen nach den alternativen Entwicklungspfaden und transformativen Potenzialen:

  • Welche Chancen für mehr Partizipation, mehr sozialräumliche Gerechtigkeit und mehr Schutz von Ressourcen eröffnen Projekte der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“?
  • Welche Vorstellungen von Ökonomie und Globalisierung werden mit diesen Ansätzen und durch ihre Akteure produziert, innerhalb und außerhalb der Logiken einer kapitalistischen globalen Ökonomie?

Wir freuen uns über konzeptionelle und empirische Beiträge aus der Geographie und benachbarten Disziplinen (bspw. Soziologie, Ethnologie, Kulturwissenschaften, plurale Ökonomie, weitere Commons-Forschung). Vorschläge für Diskussionsbeiträge inkl. Titel, Abstract (max. 3000 Zeichen) und Kurz-CV bitte bis 18. Juni 2023 an georg.glasze(at)fau.de

Kontakt

Call for Papers: Workshopreihe „Kritisches Kartieren“ – DEADLINE VERLÄNGERT

22.-24. Juni 2023

Körper und Dinge kartieren

Anschließend an einen erfolgreichen Workshop im vergangenen Jahr, der darauf zielte kartographische Beiträge und Perspektiven aus Design, Kunst und Geographie ins Gespräch zu bringen, laden wir 2023 erneut nach Halle ein.  

Körper und Dinge kartieren – der Titel des diesjährigen Workshops weist eine Doppeldeutigkeit auf, die das Themenspektrum abstecken soll: Körper und Dinge werden einerseits zu einem Gegenstand kartographischer Praktiken – sie werden kartiert –, können aber andererseits selbst als aktiv kartierende Instanzen adressiert werden – sie kartieren. Während ersteres eher bestehende kartographische Konventionen und exemplarisch den klassischen Modus ‚thematischer Kartographie‘ beschreibt, was auch für weite Teile kritischen Kartierens gilt, so nimmt diese Doppeldeutigkeit sowohl die Inspirationen neuer Materialismen, nicht-repräsentationaler, handlungs- und praxistheoretischer sowie materiell-semiotischer Ansätze auf, als auch – stärker zeitdiagnostisch und konkret auf den Alltag gewendet – die Rolle von Sensoren und Automatisierung in der Produktion geographischen Wissens. Smartphones, Fahrzeuge, Haushaltsgeräte, immer mehr Dinge um uns herum produzieren räumliche und raumbezogene Daten über ihre Umgebung.

Dabei ist die herkömmliche Karte als (Re-)Präsentation geographischer Zusammenhänge nur ein möglicher Output eines Trackings und Tracings ortssensitiv gewordener Technologien. Doch als tradierte Formen der Vermittlung bleiben kartographische Visualisierungen besonders wirksam im gesellschaftlichen Diskurs. Was bedeutet es also für eine kritische Kartographie, die ihre Wurzeln in der Repräsentations- oder Inhaltsforschung hat, wenn humane und non-humane Interaktionen, Praktiken und Identitäten sowie die damit einhergehenden Materialitäten von Körpern, aber auch Medien(-technologien) in den Blick genommen werden? Mit welchen Methoden können wir diese Entwicklungen verstehen und adressieren?

Zur Diskussion dieser und weiterer Fragen möchten wir im Rahmen des Workshops interdisziplinäre Perspektiven und Ansätze zusammenführen, welche einerseits die Ausweitung kartographischer Praktiken auf verschiedenste Lebens- und Gesellschaftsbereiche thematisieren und andererseits neue Formen kartographischer Wissensproduktion entwickeln und kritisch analysieren. Hierbei interessieren wir uns besonders, aber nicht ausschließlich, für Einreichungen aus Medienwissenschaften, Geographie und benachbarten Feldern, Kunst- und Designwissenschaften sowie Kulturwissenschaften, die sich mit folgenden Themen beschäftigen:

  • Geomedien und Technologien der Lokalisierung
  • Geschichte und Gegenwart des Trackings und Tracings von Menschen und Dingen
  • Sensorische Geographien
  • Automatisierungen und die KI-gestützte Produktion kartographischer Informationen und karto­gra­phischen Wissens
  • Kartieren aus einer Critical Zones-Perspektive
  • Ethische Fragen und Fragen der accountability von Daten und Technologien

Wir freuen uns über Beitragsvorschläge (Abstracts ca. 250 Wörter) bis zum 19.03.2023 31.03.2023 an finn.dammann@fau.de und nora.kuettel@geo.uni-halle.de. Die Rückmeldung zu den Einsendungen erfolgt bis zum 17.04.2023.

Neben klassischen Paper-Präsentationen ist der Workshop offen für experimentelle und praktische Formate.

Der Workshop findet vom 22.-24.06.2023 in Halle (Saale) statt und wird gemeinsam von Boris Michel, Pablo Abend, Nora Küttel (Halle), Finn Dammann (Erlangen), Lea Bauer und Francis Harvey (Leipzig) organisiert.

Ausschreibung Studentische Hilfskräfte in der Arbeitsgruppe „Digitale Geographie“

Im Fachgebiet „Digitale Geographie“ sind zum nächstmöglichen Zeitpunkt zwei Stellen für Studentische Hilfskräfte (mit oder ohne BSc-Abschluss) zu besetzen.  Das Fachgebiet beschäftigt sich in Forschung und Lehre sowohl mit Methoden der Geodatenanalyse, Statistik und Geovisualisierung wie auch mit kritischen Geographien der digitalen Transformation. Schwerpunkte liegen dabei u.a. auf Themen der Stadtgeographie.

Voraussetzungen

  • Interesse an den Lehr- und Forschungsschwerpunkten des Fachgebiets „Digitale Geographie“
  • Interesse am Themen der kritischen Geographie
  • Selbstständige und detailorientierte Arbeitsweise

Aufgaben u.a.

  • Unterstützung in der Vorbereitung von Lehrveranstaltungen  des Fachgebiets
  • Unterstützung von Forschungsprojekten
  • Literaturrecherche
  • Korrektur- und Lektorat von Publikationen

Interessent*innen schicken bitte eine aussagekräftige Bewerbung bis zum 31.1.2023 an Prof. Dr. Boris Michel boris.michel@geo.uni-halle.de

Bericht zur Tagung „Räume Digitaler Zukünfte“ / Gründung Arbeitskreis „Digitale Geographien“

Vom 16. bis 18. November 2022 kamen für die Tagung „Räume Digitaler Zukünfte“ rund 50 Interessierte der raumbezogenen Digitalisierungsforschung zusammen, um fachlich und organisatorisch gemeinsam weiterzudenken.

Gruppenfoto vom AK-Gründungstreffen in Halle (Saale)
Gruppenfoto vom AK-Gründungstreffen in Halle (Saale) (Foto: Boris Michel)

Auf der fachlichen Seite boten im Programm drei Sessions mit je zwei parallelen Streams sowie zwei Podiumsveranstaltungen diverse Inputs und eine Grundlage für den inhaltlichen Austausch. So konnten die Teilnehmenden u.a. Fragen zum Wandel von Arbeit, Infrastrukturen, Planungspraxis und ökologischer Nachhaltigkeit unter den Vorzeichen der Digitalisierung diskutieren. Die beiden Podiumsveranstaltungen – eine Sammelband-Präsentation zu „Platformization of Urban Life“ und ein Author meets Critics zur Publikation „Infrastrukturen der Biosicherheit“ – boten zudem die Möglichkeit weiterer Vertiefung. Ein Vernetzungsabend für junior researcher erleichterte darüber hinaus den Einstieg und Austausch im Forschungsfeld.

Organisatorisch diskutierten die Teilnehmenden zudem Fragen zur Nachfolge des ehemaligen DFG-geförderten Netzwerks „Digitale Geographien“. Aus diesem Zusammenhang wurde über das vergangene Jahr gleich an mehreren Projekten gearbeitet: der Digitalisierung des Handbuchs „Digitale Geographien“ und der Gründung eines Journals für Digitalisierungsforschung an der Schnittstelle von Raum, Technik und Gesellschaft. Beide Stränge wurden vor Ort weiterentwickelt. Außerdem waren nach dem Ablauf der Förderung auch die Fragen zu klären, in welcher organisatorischen Form Interessierte in Zukunft zusammengebracht werden könnten und ob dieses Ziel über einen eigenen Arbeitskreis verfolgt werden sollte.

In Austausch und Diskussion kristallisierte sich heraus, dass es sinnvoll wäre, in Zukunft als Arbeitskreis „Digitale Geographien“ institutionell sichtbar und ansprechbar zu werden. Dabei soll jedoch weiterhin eine jährliche Tagung der Hauptort bleiben, der niedrigschwellig Wissenschaftler*innen und Interessierte zusammenbringt (hier mehr zum Konzept). Als Ansprechpersonen des Arbeitskreises wurden für das erste Jahr jeweils zwei der Organisator*innen der letzten sowie der kommenden Tagung bestimmt (Leonie Büttner, Yannick Ecker, Malve Jacobsen, Astrid Matejcek).

Nach den zweieinhalb Tagen zu Räumen Digitaler Zukünfte konnten somit nicht nur raumbezogene Aspekte der Digitalisierungsforschung vertieft diskutiert werden, sondern auch gemeinsame Formen des Austauschs weiterentwickelt werden.

Die nächste Tagung findet Ende November 2023 in Mainz statt – für Rückfragen stehen die Ansprechpersonen des Arbeitskreises gerne bereit.