CfP: Workshop „Geographien von Open Collaboration und Digital Commons“

07. Dezember 2023 – 08. Dezember 2023, Erlangen

Einladung und Call for Papers – Vorschläge für Diskussionsbeiträge können bis 18. Juni eingereicht werden

Die Auseinandersetzung mit offenen und kollaborativen Organisationsformen, die auf die gemeinschaftliche Herstellung und Nutzung von Wissen und weiteren Gütern zielen, erlebt einen Aufschwung. So wird spätestens seitdem die US-amerikanische Umweltökonomin Elinor Ostrom 2009 für ihre Arbeiten zu „Allmende-Gütern“ mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, vielfach diskutiert, ob Allmenden Auswege aus den Krisen der kapitalistischen Moderne eröffnen können, in dem sie mehr Partizipation, mehr (globale) Gerechtigkeit und mehr Schutz von Ressourcen ermöglichen. Gleichzeitig hat die digitale Transformation zahlreiche neue Projekte einer offenen Zusammenarbeit ermöglicht (prominent bspw. Wikipedia, OpenStreetMap, Sensorica, FabCity, kommunale Projekte wie die Barcelona Data Commons). Diese sind oftmals als Projekte angelegt, die alternative gesellschaftliche Entwicklungspfade eröffnen wollen. Teilweise wird offene Kollaboration hier aber auch in erster Linie als effiziente und ggf. innovationsfördernde Organisationsform gefasst, die in etablierte ökonomische und geoökonomische Logiken integriert ist. Vielfach verschneiden und überlagern sich diese Ansätze.

Die Institute für Geographie der Universitäten Erlangen-Nürnberg und Halle-Wittenberg laden gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Länderkunde zu einem Workshop nach Erlangen ein, der konzeptionelle Perspektiven auf, sowie vor allem auch die Geographien von „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ diskutiert. Eingeladen sind konzeptionell oder empirisch ausgerichtete Vortragsvorschläge, die beispielsweise an folgenden Fragestellungen ansetzen:

Fragen nach den Geographien:

  • Wie verhalten sich in Projekten der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ Offenheit und Vernetzung zu Abgrenzungen und Regionalisierungen?
  • Welche Geographien werden mit diesen Projekten damit konstruiert? So lässt sich beispielsweise fragen, wie Projekte der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ in geoökonomische Ansätze technologischer bzw. digitaler Souveränität bzw. in Ansätze regionaler Entwicklung bzw. Wirtschaftsförderung eingebettet werden.
  • In welchen geographischen, sozioökonomischen und politischen Kontexten sind Projekte der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ erfolgreich?
  • Welche Konzepte von „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ wurden und werden in de/post-kolonialen Kontexten entwickelt, aufgegriffen und transformiert? Welche alternativen Räume (re-)produzieren Projekte einer „Digital Commons“ im globalen Süden und wie grenzen sich diese gegenüber den profitorientierten Prozessen des Datenextraktivismus ab?

Fragen nach der konzeptionellen Abgrenzung:

  • Wie können Konzepte der „Open Collaboration“, „Digital Commons“, „Data Commons“, „FLOSS“, „Commons-based Peer Production“, „Innovation Communities“ usw. sinnvoll differenziert oder zusammengebracht werden?
  • Welche konkreten Projekte können mit diesen Konzepten besser beschrieben und konzeptionell gefasst werden?
  • Wie sind Projekte der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ in etablierte ökonomische Strukturen und Zielvorstellungen eingebunden – bzw. grenzen sich von diesen ab?

Fragen nach Organisations- und Entscheidungsstrukturen:

  • Wie sind Kooperations- und Entscheidungsstrukturen in Projekten der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“ räumlich und sozial organisiert?
  • Wie transparent sind Entscheidungsstrukturen? Welche Machtverhältnisse können beobachtet werden?
  • Wie nachhaltig sind die Organisationsstrukturen der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“?

Fragen nach den alternativen Entwicklungspfaden und transformativen Potenzialen:

  • Welche Chancen für mehr Partizipation, mehr sozialräumliche Gerechtigkeit und mehr Schutz von Ressourcen eröffnen Projekte der „Open Collaboration“ und „Digital Commons“?
  • Welche Vorstellungen von Ökonomie und Globalisierung werden mit diesen Ansätzen und durch ihre Akteure produziert, innerhalb und außerhalb der Logiken einer kapitalistischen globalen Ökonomie?

Wir freuen uns über konzeptionelle und empirische Beiträge aus der Geographie und benachbarten Disziplinen (bspw. Soziologie, Ethnologie, Kulturwissenschaften, plurale Ökonomie, weitere Commons-Forschung). Vorschläge für Diskussionsbeiträge inkl. Titel, Abstract (max. 3000 Zeichen) und Kurz-CV bitte bis 18. Juni 2023 an georg.glasze(at)fau.de

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